Randbildung
Ein vieldiskutiertes Thema im
Zusammenhang mit der numismatischen Erforschung der sächsischen
Randpfennige ist der Zweck und die Herstellung der Randaufwölbung.
Auffällig ist, dass die Höhe der Randaufwölbung mit der Zeit
zunimmt. Während die ältesten Randpfennige über eine
Randhöhe von 1 - 1,5 mm verfügen, erhöht sie sich bei
Randpfennigen des jüngsten Typs auf ca. 2 mm und mehr.
Geschichte
Im 19. Jahrhundert vermutete man noch,
dass die sächsischen Randpfennige von den Wenden hergestellt wurden und
der Rand das Tragen der Münzen zwischen den Zähnen erleichtere, wie
es bei den Slawen Sitte war (daher auch "Wendenpfennige"). Die Randbildung sei
dadurch entstanden, dass eine Seite der Münze einen deutlich
stärkeren Schlag erhalten habe und dadurch ihr Rand mehr aufgetrieben
worden sei.
Schon
Dannenberg vermutete, dass der Rand nicht bei der
Prägung, sondern erst nachträglich mit Hilfe eines der Rändelung
ähnlichem Verfahrens absichtlich hinzugefügt wurde.
Jammer vermutete,
dass der Rand durch Aufklopfen hergestellt wurde, wiederlegte aber auch die
Meinung, dass die Randbildung ein Schutz gegen das im Mittelalter häufig
vorkommende Beschneiden von Münzen darstellen sollte. Sie hielt diese
Theorie nicht für sinnvoll für eine Zeit, in der bei den Slawen
Hacksilber als Zahlungsmittel gebräuchlich war.
Stand der Wissenschaft
Die Herstellung der
Randaufwölbung hat zuletzt
Ulrich
Zwicker 1991 untersucht. Er konnte nachweisen, dass ein direktes
Umhämmern des Randes mit Hilfe eines Flachhammers zu einem
ungleichmäßig verbogenen Rand führt. Er zeigt anhand der von
ihm untersuchten Münzen und eigener Versuche, dass die Münzen
vermutlich mit einem Finnhammer mit breiter, scharfer Schneide oder einem
scharfen Messer am Rand zunächst in einer Art Riffelung verformt wurden
und anschließend mit einem Flachhammer vollends aufgewölbt
wurden. |
Einkerbungen am Rand eines
älteren Randpfennigs vom Typ KN 1 |
Eigene Beobachtungen
Meines Erachtens muss bei der Herstellung der Randaufwölbung zwischen der der älteren und der jüngeren Randpfennige unterschieden werden, da die Machart der Ränder signifikante Unterschiede aufweist. Ob es ein unterschiedliches Verfahren gab oder ob das Verfahren im Laufe der Zeit verfeinert und verbessert wurde, lässt sich derzeit nicht entscheiden. Im Folgenden stelle ich einige Beobachtungen zusammen:
1.) Bei den ältesten Randpfennigen (KN 1 und KN2) sind die oben beschriebenen und abgebildeten Einkerbungen des Randes deutlich zu erkennen. Bei den darauf zeitlich folgenden Gruppen (KN3, KN4, MgHp) verschwinden diese Einkerbungen, jedoch ist der Rand unregelmäßig und die Oberfläche rauh. Erst bei den späteren, jüngeren Randpfennigen wird die Oberfläche des Rands durchgehend glatt, die Ränder weisen eine gleichmäßigere Breite auf.
2.) Bei den jüngsten Randpfennigen (vermutliche Prägezeit nach ca. 1060) lässt sich feststellen, dass der Rand unterschiedlich ausgebildet ist. Auf der Rückseite der Münzen (die Seite mit der Darstellung des Dreieckkreuzes) ist der Rand stumpf und nach innen umgeschlagen/umgebogen. Dabei ist öfter zu beobachten, dass das Münzbild vom umgebogenen Rand überdeckt wird, so dass eine nachträgliche Bearbeitung des Randes nach dem Prägen naheliegt. Der Rand auf der Vorderseite der Münze ist hingegen scharfkantig. |
Schematische Darstellung der Randausbildung bei den jüngsten Randpfennigen
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3.) Weiterhin ist festzustellen, dass der Rand nicht bei allen Münzen im rechten Winkel zur Bildfläche der Münze steht, sondern eine leichte Schrägstellung aufweist. Die stumpfe Kante an der Rückseite der Münze zeigt dabei weiter nach innen, die scharfe Kante weisst dagegen nach aussen. Dies ist besonders auffällig bei den Randpfennigen der Gruppen KN3, KN4, Mol A5, Sal D4, Sal E und Sal F zu beobachten.
Nachtrag vom 16.12.2007: Inzwischen ist der Aufsatz "Fragen zur Herstellungstechnologie sächsischer Hochrandpfennige" von Hans-Joachim Trappen (Trappen 2007) veröffentlicht, in dem er viele ähnliche Beobachtungen beschreibt.
Nachtrag vom 16.12.2007: Inzwischen ist der Aufsatz "Fragen zur Herstellungstechnologie sächsischer Hochrandpfennige" von Hans-Joachim Trappen (Trappen 2007) veröffentlicht, in dem er viele ähnliche Beobachtungen beschreibt.